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Enfant: Ellipsism (Review)

Artist:

Enfant

Enfant: Ellipsism
Album:

Ellipsism

Medium: CD/Download
Stil:

Avant Prog

Label: RAIG
Spieldauer: 55:34
Erschienen: 13.10.2017
Website: [Link]

Kurz vor ihrem zehnjährigen Bestehen veröffentlichen ENFANT erstmals einen physischen Tonträger, wofür das Kerntrio mit dem russischen Label RAIG einen sehr passenden Partner gefunden hat. Die bereits 2015 ausschließlich digital veröffentlichte Musik auf "Ellipsism" hat ein Remastering fürs CD-Format erfahren und erschlägt zunächst in ihrer Informationsdichte, was man aber gewohnt ist von den Prog-Spezis um Betreiber Igor.

Mittlerweile haben die drei Vordenker eine live spielende Band zusammengestellt, erlegen sich aber auch weiterhin keine Schranken auf, wenn es um die Umsetzung ihrer musikalischen Ideen geht. Das zweite Album der bolivischen Experimentalisten beruht auf einem Konzept, mit dem sie schwer beschreiblichen menschlichen Gefühlen beikommen möchten und unsere angeborene Unergründlichkeit als Vorzug feiern. Der Kontrast, Frauennamen als Titel für ausnahmslos von Männern ersonnene Stücke zu verwenden, wurde absichtlich gesetzt, um die einstweilige Verständnislosigkeit hervorzuheben, die im täglichen Umgang der Geschlechter miteinander vorherrschen kann.

Die ausladenden Tracks auf "Ellipsism" wurde in verschiedenen Studios festgehalten, dann von den Komponisten José Auza, Bernardo Paz und Christian Aillón. zusammengefügt sowie klanglich stringent aufbereitet. Dennoch lässt sich der Eindruck, es handle sich um ein Patchwork, nicht völlig abwenden, und ist vermutlich auch gewollt. Sieben weitere feste Musiker - teilweise aus Argentinien - gehören zur Gruppe, und zwei Gäste beteiligten sich ebenfalls.

Trotz einer vereinheitlichenden Abmischung mit nachfolgendem Mastering wirkt der Sound unbearbeitet, wenn auch keinesfalls unzureichend, denn das wäre fatal. ENFANT verflechten nämlich mathematische Parts im traditionellen Rock-Gestus mit entrücktem Silbengesang oder lediglich herausgepressten Tönen. Dann wiederum verfügen die Stücke über textreiche Augenblicke, die offensichtlich unbedingt mitvollzogen werden sollen, ob der Hörer des Spanischen mächtig ist oder nicht. Emotional greifbar ist die Musik allerdings auch ohne entsprechende Kenntnisse.

Die Detailfülle, die das Kollektiv zur Diskussion stellt, raubt einem buchstäblich den Atem: wie Sinustöne wabernde Frauenchöre, pastoral anmutende Akustikpassagen mit Streichern ('Gretchen') und beinahe erdrückende Wucht wie während 'Victoria' zum Schluss … Man braucht nicht wenige Hördurchläufe, um diesen Stoff in seiner Komplexität zu fassen, doch wie gesagt - das Einfühlen fällt ungeachtet der aufwändigen Strukturen relativ leicht, vor allem beim sich in nur dreieinhalb Minuten bedächtig emporschwingenden 'Cristina' oder während 'Leonora', das als beinahe konventionelle Folk-Ballade beginnt und von an Feldaufnahmen erinnernden Ambient-Elementen durchsetzt ist.

Zu jeder Zeit steht fest: ENFANT sind ein zur Band gewordenes "panta rhei", denn bei ihnen befindet sich alles im Fluss, ob nun die Teilhaber an ihrem Kollektiv oder ihre Klänge an sich, denen man mit dem Begriff Progressive Post Rock nur annähernd gerecht wird.

FAZIT: ENFANT live zu sehen - diesen Wunsch hat man schon während des Hörens ihres zweiten Albums, denn dessen orchestraler Charakter bei gleichzeit enormem inhaltlichen Tiefgang lässt Bilder ähnlich jener vor dem geistigen Auge aufziehen, weche die Malerin Rosmery Mamani von drei Frauen angefertigt hat. So visuell ist grob im Rock angesiedelte Musik selten.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 4240x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Edvarda
  • Gretchen
  • Cristina
  • Camila
  • María
  • Leonora
  • Victoria

Besetzung:

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