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Spitzen: About Time (Review)

Artist:

Spitzen

Spitzen: About Time
Album:

About Time

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: The Villa Productions/Just For Kicks
Spieldauer: 48:15
Erschienen: 21.11.2025
Website: [Link]

Das Wortspiel zwingt sich nach dem ersten Hördurchgang von „About Time“ regelrecht auf: „Er ist Spitze – dieser SPITZEN!“ Denn was der singende Multiinstrumentalist und Gitarrist von FLAMBOROUGH HEAD, Hans SPITZEN, hier als (fast) komplett solistisch eingespieltes Album vorlegt, verlangt grundlegend Hochachtung.
Einerseits kommen hier nämlich alle Freunde der frühen 70er-Jahre-Prog-Zeiten voll auf ihre Kosten und andererseits ist es bewundernswert, wie ein Mann allein regelrecht zu einer Art Prog-Institution werden kann, der komplette Bands zwischen C wie CAMEL bis P wie PINK FLOYD ohne weitere großartige Hilfe im totalen Alleingang einspielt. Und dann singt er auch noch in unterschiedlichen Tonlagen. Leider trifft er nicht immer alle Töne genau auf den Punkt („Jumping The Milestone“), wodurch genau hier neben den Stärken zugleich einige Schwächen liegen. Die treten gerade daher deutlicher zutage, weil der grandiose Album-Opener „The Curse“, ein extrem religionskritischer Song, durch seine deutliche Nähe zu einem MATTHEW PARMENTER von DISCIPLINE verblüfft.
Hier allerdings singt als Gast Hans Kuypers (Sänger von LEAP DAY), der ein besser Sänger als sein Vornamenvetter SPITZEN ist.


Auf keinen Fall aber darf verschwiegen werden, dass sich SPITZEN an ein Instrument, das besonders in „Jumping The Milestone“, seine Neuinterpretation des von ihm ursprünglich für FLAMBOROUGH HEAD geschriebenen Songs, eine maßgebliche Rolle spielt, dann doch nicht herantraut: die Flöte. Hier greift der Holländer auf die weibliche Hilfe von Rosalie Vrijhof zurück, wodurch der Zwölfminuter „Jumping The Milestone“ einen deutlichen GENESIS-Anstrich verpasst bekommt. Zudem hält er den kritischen Ansatz des Album-Openers weiter aufrecht und fasziniert mit der (hier übersetzten) Frage: „Ab welchem Punkt beendest du deinen Flirt mit dem Tod?“
Produktionstechnisch gibt es hinter dem Album ein paar Reserven in puncto Höhen und Stereo-Effekte. Hier stieß Hans SPITZEN an seine Grenzen.

Ganz wunderbar wiederum ist, dass sich SPITZEN mit 13 Minuten Laufzeit und sehr vielen klassisch klingenden Klavier-Passagen sich den kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry, eins der schönsten und emotionalsten Bücher, die jemals geschrieben worden, vornimmt und daraus einen bewegenden Longtrack „The Little Prince“ entstehen lässt, in denen er sogar auf die erste Begegnung zwischen dem kleinen Prinzen und dem in der Wüste abgestürzten Piloten eingeht: also die seltsame Prinzen-Bitte, ihm ein Schaf zu malen, in den Mittelpunkt des Songs stellt und so auf den Verlust des Kindlichen bei den erwachsen Gewordenen verweist, die glauben, dass Kindlichsein eine Schwäche im Kampf der Erwachsenenwelt darstellt. Wer das Buch liebt, der wird sicher auch dieses mitunter melodramatische Stück lieben: „See the little boy longing for his asteroid, no adults he consults help him cure his loneliness see the little boy“.

Ein bisschen Bauchschmerzen bereitet dann allerdings das Instrumental „Before It Is Too Late“, das eine Greta Thunberg, die man leider nach ihrer Entwicklung von der großen Klimaaktivistin zur ebenso großen Antisemitin nur noch traurig belächeln kann, mit ihrer bereits sechs Jahre zurückliegenden Rede auf dem 'UN Climate Change COP25' in den Mittelpunkt stellt. Irgendwie kann man, wenn man Thunbergs Stimme hört, einfach nicht ausblenden, was für einen Scheiß dieses ehemalig Kind und der für das Klima schulschwänzende Teenager, der offensichtlich zur jungen durchgedrehten Dame geworden ist, heutzutage loslässt – und genau das steht leider im völligen Gegensatz zum „Der kleine Prinz“, der zuvor so sensibel mit der Thematik von Liebe und Mitmenschlichkeit umgeht, an der eine Greta Thunberg menschlich krachend gescheitert ist.


FAZIT: Das Debüt von Hans SPITZEN, dem Gitarristen von FLAMBOROUGH HEAD, das er als SPITZEN veröffentlichte, liegt bereits zehn Jahre zurück. Mit „About Time“ lässt er wiederum im (fast gänzlichen) Alleingang dessen retro-progressive Fortsetzung folgen, in dem er sich sehr kritisch mit aktuellen Themen (alle im ansprechend gestalteten achtseitigen Booklet nachzulesen) wie der unmenschlichen Seite von Religionen oder Klima und Krieg sowie das Älterwerden auseinandersetzt, aber auch ausgiebig, sehr beeindruckend Exupérys 'Kleinem Prinzen' intensive Aufmerksamkeit widmet.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 117x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • The Curse
  • Jumping The Milestone
  • Out Of Here
  • The Little Prince
  • Before It Is Too Late

Besetzung:

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