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Bloodbath - Grand Morbid Funeral - Massen-Review

02.12.2014

Bloodbath "Grand Morbid Funeral" CoverLange Zeit war offen, wer den Sangesposten bei den schwedischen Death-Metal-Allstars BLOODBATH von Mikael Åkerfeldt, der die Band 2012 zum zweiten Mal verlassen hatte, erben würde. Fündig geworden sind Jonas Renkse, Anders Nyström, Martin Axenrot und Per Eriksson in einem alten Bekannten und als dessen Name am 16. September diesen Jahres veröffentlicht wurde, war das Erstaunen groß. Denn mit Nick Holmes von PARADISE LOST hatte wohl niemand gerechnet. Angesichts der Tatsache, dass es eine ganze Weile her ist, dass Holmes sich mit extremerem Gesang beschäftigt hat, war auch die Skepsis groß, doch inzwischen ist klar, dass die Überraschung gelungen ist. Das zeigen auch unsere vier Reviews zum vierten BLOODBATH-Album "Grand Morbid Funeral", bei denen so viel Einigkeit wie selten zuvor herrscht.

Review von: Andreas Schulz (Profil)

Es war klar, dass BLOODBATH nach Mikael Åkerfeldt, Peter Tägtren und wiederum Åkerfeldt nicht irgendeinen x-beliebigen Grunzer engagieren würden, denn die Einzigartigkeit ihrer Stimmen zeichnete den Death Metal der Band immer mit aus. Auch mit Nick Homes klingt die Band wiederum, wie keine andere. Klar, anders als zuvor, aber eben nicht wie eine der zahlreichen Bands, die derzeit den traditionellen Death Metal wieder hochleben lassen. Und die anfängliche Skepsis im Bezug auf Holmes legt sich schnell, wenn man "Grand Morbid Funeral" in Gänze gehört hat. Seine fauchig-grummeligen "Singgrowls" klingen ungewöhnlich, passen aber gut zum Death Metal, der neuerdings wieder deutlich schwedischer klingt, als zuletzt.

Die Gitarren produzieren wieder diesen urtypischen HM-2-Sound, der für schwedischen Death Metal so charakteristisch ist. Eingebettet sind die in fetten, aber nicht polierten Gesamtsound, der zeigt, dass roh nicht gleichbedeutend mit rumpelig ist. Das würde auch dem Können der Bandmitglieder nicht gerecht werden, was zahlreiche gelungene Gitarrenspielereien, die eingestreut werden, beweisen. Ansonsten regieren klassische Death-Metal-Riffs mit Andeutungen von doomigen Melodien. Das alles wird gerne und oft in ziemlich flottem Tempo vorgetragen, wenngleich kein Song die ganze Zeit in der gleichen Geschwindigkeit heruntergebolzt wird. So werden Geschwindigkeit und Rhythmus immer wieder variiert und verändert, nicht nur von Song zu Song, sondern immer auch in den Songs. Dadurch gehen jedoch auch ein bisschen die Unterscheidungsmerkmale verloren, denn "den walzenden" oder "den blastenden" Song gibt es eigentlich nicht, sieht man mal von schleppend-düsteren, mit dezenten Chören versehenen "Church Of Vastitas" sowie dem drückenden Titeltrack am Ende ab. 

Die Rückbesinnung auf den schwedischere Ausrichtung bringt es mit sich, dass die Songs wiederum eingängiger wirken, auch wenn sie es nicht immer tatsächlich sind. Dafür fehlen die offensichtlichen Hooklines, viel mehr gelingt es BLOODBATH, Anspruch und Einfachheit so miteinander zu kombinieren, dass daraus spannende Songs werden, die sich nicht schnell abnutzen, gleichzeitig aber auch mehr Kennenlernzeit erfordern.

FAZIT: "Grand Morbid Funeral" bietet trotz Verzichts auf technisches Gefrickel durchaus anspruchsvollen Death Metal, bei dem der ungewöhnliche Gesang das gewisse Etwas darstellt.

11 von 15 Punkten


Review von: Philipp Walter (Profil)

Es ist eine einfache Gleichung: BLOODBATH = schwedischer Death Metal. Dass BLOODBATH das Genre nicht miterfunden haben, sondern Jahre später dazukamen, ist irrelevant. Weder DISMEMBER noch GRAVE noch ENTOMBED penetrieren ihre Hörer so unfassbar gewalttätig wie BLOODBATH. Keine andere Band erreicht die Klasse dieses Nebenprojektes, das seine Durchschlagskraft wahrscheinlich eben daraus bezieht, dass es sich um ein Nebenprojekt handelt. Bei den schwedischen Vertretern des Genres kam das Sperrfeuer immer recht locker aus der Hüfte geschossen, aber BLOODBATH wüten auf "Grand Morbid Funeral" wieder so unverschämt ungezwungen, dass der Rest der Szene nur neidisch glotzen kann.

Die vorab veröffentlichte Granate "Unite in Pain" stellte vor zwei Monaten klar, wohin die Reise geht, und so poltert der Opener "Let the Stillborn Come to Me" in etwa so überraschend aus den Boxen wie Tütensuppe. Tütensuppe mit Ecstasy. Ja, BLOODBATH sind vorhersehbar und haben längst alles gesagt, aber sie schaffen es trotzdem, einem Tränen der Begeisterung in die Augen zu treiben. Das liegt 2014 in nicht geringem Maße an ihrem Neuzugang Nick Holmes, der Mikael Åkerfeldt ablöst.

Der PARADISE LOST-Sänger beweist, dass man nicht ultratief grunzen muss, um ultrafies zu klingen. In seinen knarzenden Vocals steckt mindestens so viel Tod und Verwesung wie in Åkerfeldts Gerülpse, und auf jeden Fall mehr Abwechslung. Eigentlich ein Glücksfall, dass Åkerfeldt nicht mehr dabei ist, denn mit ihm wäre "Grand Morbid Funeral" aufgrund der großen Ähnlichkeiten zu früheren Werken eher öde ausgefallen. Krassestes Beispiel: "Anne" klingt zu großen Teilen ziemlich genau wie "Mock the Cross" vom letzten Album "The Fathomless Mastery" (2008). Doch der neue Sänger erlaubt der Band, Altbekanntes wirkungsvoller zu recyceln, als es mit Åkerfeldt möglich gewesen wäre.

Und die Songs? Und die Songs? Nun, BLOODBATH haben immer noch wenig Lust, pointiert zu spielen. Statt Eingängigkeit gibt es fast durchgehend Dresche, dass einem Hören und Sehen vergehen. Neben "Unite in Pain" findet sich nur ein weiterer Schnellzünder auf dem Album – aber was für einer: "Beyond Cremation" ist ein Up-Tempo-Massaker, wie es sich seit 1991 auf jedem oldschooligen schwedischen Death-Metal-Album findet. Doch wenn BLOODBATH featuring Nick Holmes sich an eine solche Nummer wagen, wird sie zu einer regelrechten Waffe, zum Ausweiden von Kleintieren geeignet. Fehlt nur noch ein prägnanter Refrain.

FAZIT: BLOODBATH haben nichts von ihrer Wucht eingebüßt, sollten sich aber beim nächsten Album mit Nick Holmes etwas Neues einfallen lassen, um erneut zu begeistern. So richtige Knaller finden sich auf "Grand Morbid Funeral" kaum. Dank ihrem neuen Sänger und ihrem unnachahmlich brutalen Sound bleiben BLOODBATH dennoch um Längen besser als so ziemlich alles andere, was das Genre zu bieten hat.

12 von 15 Punkten


Review von: Oliver Schreyer (Profil)

Scheint es auch ein schwieriges Unterfangen, nach dem letzten Album "The Fathomless Mastery" mit OPETH-Frontmann Mikael Akerfeld an den Vocals in punkto Extremität noch eines obendrauf zu setzen, versuchen es BLOODBATH auf ihrem neuen Eisen etwas subtiler. Neuzugang an den Vocals ist für jeden Death-Metaller ein alter Bekannter: "Old Nick" ist auch unter dem bürgerlichen Namen Nick Holmes bekannt und hatte seine tiefen Vocals eigentlich bereits nach "Shades Of God" ganz tief begraben ...

Auch wenn seine Vocals in keinem Vergleich zu den tiefen, straighten Grunzern seines Vorgängers stehen, macht er doch keinen schlechten Eindruck und verleiht der Band mit seinen kehligen, ungesund röchelnden Gesängen ein ganz eigenes Flair, das sehr gut zur 2014er Version von BLOODBATH passt.

Denn die Band hat sich im Gegensatz zum Vorgänger nicht mehr zum einzigen Ziel gesetzt, brachialer und schneller zu sein als je zuvor. Nein -  "Grand Morbid Funeral" ist ein düsteres, atmosphärisches Death Metal-Album geworden, das viel auf Feeling und Atmosphäre setzt. Auch, wenn natürlich der ein oder andere Song straight nach vorn losgeht (man lausche nur dem Opener 'Let The Stillborn Come To Me'), lebt die Platte doch eher von den düsteren, schleppenden Momenten, die an frühe AUTOPSY-Zeiten erinnern und den Hörer in eine beklemmende, beängstigende Stimmung versetzen können - bestes Beispiel hierfür klar der eindringliche Titeltrack.

Zugegeben, BLOODBATH bieten hier nicht wirklich etwas bahnbrechend Neues, aber "Grand Morbid Funeral" ist eine gute, bodenständige und verdammt authentisch klingende Platte, die einfach Spaß macht. Dass es hier rein musikalisch und auch vom Spieltechnischen nichts zu meckern gibt, sollte klar sein – abgerundet durch eine erdige, fast dreckige Produktion, die hier die Trademarks der Band nur zu gut unterstreicht.

FAZIT: BLOODBATH sind auch dieses Mal ein Fest für jeden Death Metal-Fan. Die Platte klingt trotz angestaubten Flairs sehr abwechslungsreich und macht Laune. Old Nick klingt zwar an manchen Stellen noch etwas holprig, aber das sei ihm nach jahrelanger Abstinenz im Tiefgesang verziehen. Death Metal-Fans kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten.

11 von 15 Punkten


Review von: Norman R. (Profil)

PARADISE LOST und Death Metal, das war einmal... Doch wer die Aktivitäten der Bandmitglieder aufmerksam verfolgt, den verwundert nicht, dass auf dem kommenden PL-Album wieder vermehrt Wurzelpflege betrieben werden soll. Keine schlechte Idee, denn an großartigen Ideen scheint es ihnen nicht zu mangeln.

VALLENFYRE sorgen mit ihren zwei Alben überall für offene Münder, Doom/Death klang selten so frisch und engagiert. Besonders Greg Mackintosh als Frontmann zu erleben, ist schon das Geld wert. Jetzt können sich auch endlich live beweisen, denn mit Nick Holmes hat neben Mackintosh und Drummer Adrian Erlandsson, der "nebenbei" PARADISE LOST, AT THE GATES und THE HAUNTED unter einen Hut bringt, das dritte Bandmitglied eine zeitaufwändige Nebenbeschäftigung gefunden. Nach dem Ausstieg von Mikael Åkerfeldt wurde eine Stelle bei BLOODBATH frei, die dem Supergroup-Charakter der Band nach nur von einem namhaften Frontmann übernommen werden konnte.

Lange Zeit wurden die Studioaktivitäten BLOODBATHs erfolgreich unter Verschluss gehalten, die hohen Erwartungen haben sich aber trotzdem ergeben. Das interessiert die Allstar-Truppe nur wenig, denn "Grand Morbid Funeral" ist eine klasse Old School-Death Metal-Scheibe geworden. Im Unterschied zum opulenten "The Fathomless Mastery" haben BLOODBATH wieder einen reduzierteren, schwedisch klingenden Ansatz gewählt, der aber nicht in einer Platte unter vielen mündet.

Der typische, am Soundmatsch wandelnde Gitarrensound ist zwar unverkennbar schwedischer Abstammung, doch es gibt genug Elemente, die das Songwriting spannend und eigenständig halten. Dazu gehören z.B. Nick Holmes" Growls, die keinerlei Rostspuren aufweisen, sich klasse in den Gesamtsound einfügen und sich wie im Titeltrack ins Hirn fräsen. Neben den zahlreichen Riffs der Marke "Weltklasse" gibt es auch genug Abwechslung: schon im eröffnenden "Let The Stillborn Come To Me" gibt es Blastbeats, Punk-Attitüde und Midtempo-Groove zu bestaunen, der unbarmherzige Panzer "Anne" erinnert dezent an "Mock The Cross" und "Church Of Vastitas" ist ein melodisches Death/Doom-Stück, das mit seinem dosierten Keyboard-Einsatz hoffentlich auf die künftigen PARADISE LOST-Taten hinweist.

Besonders geil ist das brachiale "Famine Of God"s Word" geworden, das sowohl mit Highspeed-Riffing, als auch mit melodischem Midtempo aufwartet. "Beyond Cremation" zeigt Kollegen wie BEHEMOTH wiederum, wie man Chöre wohl dosiert, aber dafür gewinnbringend einsetzt. Allerdings tendiert "Grand Morbid Funeral" im Mittelteil etwas gen Mittelmaß. "Mental Abortion" und "His Infernal Necropsy" sind gut, aber nicht so klasse wie die anderen Songs. Zum Ende hin erholen sich das namhafte Quintett aber wieder ein wenig und findet mit dem Titeltrack einen doomigen wie würdigen Abschluss. Im Vergleich zu VALLENFYRE fehlt es definitiv an den seltenen Momenten der Genialität, trotzdem gibt es genug Songs, die das Live-Repertoire der Band logisch erweitert. Zum Glück ist das aufgrund der neuen, zeitlichen Möglichkeiten auch nötig.

FAZIT: "Grand Morbid Funeral" ist ein gutes, teilweise starkes BLOODBATH-Album, auf der sich die Band wieder auf die eigenen, schwedischen Ursprünge besinnt. Typische Gitarrenklänge, massig Abwechslung, zum Teil richtig klasse Songs und nicht zuletzt Nick Holmes‘ starke Debütperformance machen die Scheibe zu einer starken, die diversen "nur" guten Momenten aber zu keiner genialen. Freude auf die kommenden Live-Auftritte ist aber in jedem Fall angebracht.

11 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 11,25 von 15 Punkten.

Damit Einstieg auf Platz 16 in den Massen-Review-Charts.

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Andreas Schulz (Info)