Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Cravinkel: Cravinkel & Garden Of Loneliness + Bonus (Live Waldbühne Berlin 1971) (Review)

Artist:

Cravinkel

Cravinkel: Cravinkel & Garden Of Loneliness + Bonus (Live Waldbühne Berlin 1971)
Album:

Cravinkel & Garden Of Loneliness + Bonus (Live Waldbühne Berlin 1971)

Medium: Do-CD
Stil:

Folk-, Blues-, Kraut- und progressiver Psychedelic-Rock

Label: MIG music
Spieldauer: 87:18
Erschienen: 31.10.2025
Website: -

Wo gibt es denn sowas?
Eine Doppel-CD mit den beiden Alben der 1969 gegründeten und aus JUST US (bei denen STEPHAN REMMLER sang – was noch wichtig wird...) bereits 1966 hervorgegangenen Band CRAVINKEL, die dem damals verschnarchten Nordenham am Westufer der Weser zwar nicht die Flöten-, dafür aber die Kraut-, Beat- und Blues-Rock-Töne beibrachten. Bei so einigen genießen die vier Jungs, die übrigens in ihrer Region auch als THE MACBEATS auftraten, echten Kultstatus – doch das hat noch einen anderen Grund. Lustig schon, dass der Name 'Macbeats' einem sogar ein wenig die intellektuell literarisch Seite näherzubringen scheint.
Oder ist dieser Name etwa kein Anspiel auf den guten Shakespeare und seinen vom Wahnsinn befallenen schottischen König „Macbeth“ in Kombination mit der anfänglichen CRAVINKEL-Musik-Ausrichtung?
Egal!

Die beiden Alben von CRAVINKEL erscheinen inklusive dreier Bonus-Stücke unter Federführung von MIG music endlich als Remaster auf einer Doppel-CD, sodass das, was 1966 als Beatband THE MACBEATS in Nordenham begann und sich auf dem ersten selbstbetitelten CRAVINKEL-Album) sowie dem folgenden „Garden Of Loneliness“ zur progrockigen Nummer fortsetzte.
Das selbstbetitelte Debütalbum aus dem Jahr 1970 verband allerdings noch Blues, Soul und Rock mit psychedelischen Elementen, wobei Songs wie „Lonesome Road“ oder „If I Sing A Song For You“ deutlich von DAVID BOWIE (Richtung „Major Tom“) und DONOVAN (Richtung „Atlantis“) inspiriert sind. Zugleich führte diese anfänglich Ausrichtung dazu, dass CRAVINKEL sogar mit FRUMPY und SPOOKY TOOTH auf Tour gingen.


Es lohnte sich also, dass CRAVINKEL, um so authentisch und gut abgestimmt wie möglich zu klingen, extra auf ein weit abgelegenes Landhaus in der niedersächsischen Kleinstadt Volkmarst gezogen waren, um dort als Musiker-Kommune an ihren Songs, die sich anfangs noch deutlich am Folk und Blues orientierten, zu arbeiten.

Unter welchem Namen auch immer sich die weniger wahnsinnige (Musikdorf-)Geschichte von CRAVINKEL abspielte – bereits 1972 war sie endgültig vorbei – auch wenn sie sich bei ihrem Band-Chef Gert 'Kralle' Krawinkel (1947-2014) tatsächlich extrem verrückt fortsetzte. Und zwar mit TRIO, die er gemeinsam mit dem bereits erwähnten JUST US-Sänger und dem SILBERBART-Schlagzeuger Peter Behrens gründete. Da kann man nur „DaDaDa“ sagen und sich dem Irrsinn der Neuen Deutschen Welle hingeben, die allerdings zu diesem Zeitpunkt keinerlei musikalischen Blüten schlug, dafür aber auf dem zweiten CRAVINKEL-Album „Garden Of Loneliness“ deutlich psychedelische Einflüsse verbreitete und besonders mit dem Zwanzigminuter „Stoned“ genau nach dem Zustand klingt, den der Songtitel benennt. Und dass natürlich auch ein feines Schlagzeug-Solo des neuen Schlagzeugers Günther Thoenes den Song bereichert, ist anno 1972 natürlich logisch!

Den Gitarristen Klaus Georg Meier hingegen ließ die NDW wohl kalt – dafür schloss er sich den FRUMPY-Nachfolgern ATLANTIS um INGA RUMPF an.
Das ist gerade darum interessant, da durchaus die eine oder andere Parallele zwischen beiden Bands zu erkennen ist. Auch wenn CRAVINKEL über keine dermaßen charismatische Sängerin verfügten.


1972 war dann nicht nur das Jahr ihres zweiten, deutlich neu in Richtung Prog und Psyche orientierten Longtrack-Albums „Garden Of Loneliness“, das nicht nur in den ersten Sekunden an PROCOL HARUM erinnert, sondern zugleich der großen Tragik, dass CRAVINKELs Haus in Volkmarst bis auf die Grundmauern niederbrannte – und so gesehen zugleich die weitere Band-Zukunft in Schutt und Asche legte. Gerade wenn man deren zweites und leider schon letztes Album hört, ist das arg bedauerlich. Zumindest für diejenigen, denen der Progressive Rock am Herzen liegt.

Mit dem von STEVE WINWOOD im Rahmen der SPENCER DAVIES GROUP verfassten „Keep On Running“ versteckt sich zudem auf dem großartigen ersten Teil der vierteiligen Krautrock-Sampler-Serie „KRAUT! - Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979 – Teil 1“ ein CRAVINKEL-Song, der anfangs nur als Single (gemeinsam mit der hier ebenfalls enthaltenen B-Seite, der Eigenkomposition „Mr. Cooley“) und auf dieser „Cravinkel & Garden Of Loneliness + Bonus (Live Waldbühne Berlin 1971)“-Veröffentlichung als Bonus erschien.


Insgesamt legen MIG music gleich drei Boni mit drauf, wobei „Scottish Pipe“ ein Live-Stück ist, welches bestens das CRAVINKEL-Bandfeuer von der Bühne illustriert, auch wenn diese Aufnahme vom 28. August 1971 vom 'All Musical Festival' auf der Berliner Waldbühne nur in mittelmäßigem Bootleg-Niveau daherkommt. Wichtig ist sie auf jeden Fall, weil sie im Grund als einzige die Live-Qualitäten der Band auf den Punkt bringt.
Und apropos Sound-Qualität: Beide Alben dieses klangvollen Doppeldeckers aus den Frühsiebzigern sind bestens remastert und auch unter Kopfhörern ein Genuss.

FAZIT: Die Geschichte der deutschen Band CRAVINKEL, die von 1966 bis 1972 nach und nach an Fahrt aufnahm, liegt neben den beiden Alben „Cravinkel“ (1970) und „Garden Of Loneliness“ (1972) besonders auch in der klugen Entscheidung, in ein ruhiges Landhaus in der Nähe von Bremervörde zu ziehen und dort als Musik-Kommune die eigenen Stücke vom Folk über den Blues bis hin zum (psychedelischen und progressiven) Rock zu entwickeln. Tragisch endete diese in der Öffentlichkeit viel zu unbeachtete Geschichte damit, dass CRAVINKELs Haus mit all ihrem Hab und Gut niederbrannte und sich damit die Band auflöste und deren Bandmitglieder in alle Musik-Winde von ATLANTIS bis TRIO verwehten. Mit „Cravinkel & Garden Of Loneliness + Bonus (Live Waldbühne Berlin 1971)“ legen MIG music nun beide Alben plus Boni in remasterter Form sowie einem achtseitigen Booklet als Doppel-CD im dreiflügeligen Digipak neu vor und erinnern daran, dass CRAVINKEL im Rahmen der guten alten deutschen Siebziger-Jahre-Musikgeschichte auf keinen Fall vergessen werden sollte.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 74x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • CD 1: Carvinkel (1970) (40:39):
  • Get A Feeling Going Round
  • Two Circles
  • Lucy
  • Heaven
  • Candlelight
  • About Mother And Son
  • Lonesome Road
  • Hidden Love
  • If I Sing A Song For You
  • Smiles
  • = Bonus =
  • Keep On Running
  • Mr. Cooley (No Sense To Give Up Relaxion)
  • CD 2: Garden Of Loneliness (1972) (46:39):
  • Sitting In The Forest
  • Garden Of Loneliness
  • Stoned
  • = Bonus =
  • Scottish Pipe

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Wer anderen eine ___ gräbt, fällt selbst hinein.

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!