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Asbaar: Corona Veli Aurei (Review)

Artist:

Asbaar

Asbaar: Corona Veli Aurei
Album:

Corona Veli Aurei

Medium: CD
Stil:

Drone / Dark Ambient

Label: Black Drone
Spieldauer: 45:44
Erschienen: 13.09.2010
Website: [Link]

Wenn es für Musiker in die Nebenprojekte geht, bedeutet das nicht selten einen Besuch bei den inneren Dämonen. Was dabei herauskommt, ist meist introvertierter, persönlicher, unzugänglicher als die Hauptnahrungsquelle – eine logische Gesetzmäßigkeit, der nur wenige Ausnahmen zu trotzen wagen.

Wenn dann auch noch jemand wie Marc Merinee sich einem Nebenprojekt widmet, der schon bei ELDAR nicht gerade hektisch musizierte, kann man sich vorstellen, was dabei herauskommt: eine bloße Geräuscheflachlandschaft, die sich von jedweder musikalischer Rhythmik endgültig verabschiedet hat. Ohren, denen selbst die martialischen Maschinenschallrhythmen und die düsteren Imperialistenstimmen von ELDAR zu wenig des Klangs waren, befinden sich bei ASBAAR im tiefsten Feindgebiet. Seltsamer Schall undefinierter Quellen wabert vom Horizont auf uns zu und vermag es im Dunkeln zu ängstigen, weniger jedoch, den Körper rhythmisch in Wallung zu bringen – so muss sich Frodo gefühlt haben, als er von Sam getrennt über die Vorsprünge kletterte und ihm das Feuer des Schicksalsberges unzählige Kilometer weiter seine Schrecken erregende Zukunft zeigte.

"Corona Veli Aurei" – mit meinen lange verschollenen schulischen Lateinkenntnissen würde ich ohne Gewähr auf die vage Übersetzung "verhüllte Krone aus Gold" tippen – zeigt sich inspiriert von den düsteren Fotografien des spanischen Künstlers Manel O. Company, der auch für das gesamte Coverartwork verantwortlich zeichnet. Company zieht mit Vorliebe tiefschwarze Atmosphäre aus einfachen, fast alltäglichen Motiven, denen aus seiner Perspektive immer etwas Totes anhaftet, das auf eine obskure Weise aber immer noch lebendig anmutet.

Zu diesen Fotografien steuerte Marc Merinee pro Song jeweils ein paar Zeilen mit Gedanken bei, die verdeutlichen sollen, was er sich beim Schreiben der Stücke gedacht hat – es sollen die einzigen Bestände der Kommunikation bleiben, denn im Gegensatz zu ELDAR verzichtet Merinee bei seinem Soloprojekt auf eine kryptisch dröhnende düstere Stimme in seinen Stücken.

In der Tat hat das Material diese philosophisch klingenden, allerdings doch recht prätentiös anmutenden Erläuterungen streckenweise nötig, denn erste eigene Impulse machen sich erst auf "Agnosia" bemerkbar. Ein metallisches Dröhnen gibt dem Dahintreiben erstmalige Struktur, das Merinee als "Metal Birds That Chase Us Among Obsessive Machines […]" beschreibt.

Ab hier wird das Album dann auch ein wenig greifbarer. Auf "Pulchrum" wird die Schönheit der Erde gepriesen, dazu werden schwebende Triangel-Mutationen gereicht und das Ganze in knapp acht Minuten ausgeschmückt. "Lumur" simuliert darauf folgend eine Art Windkanal, der Gefangenschaft ausdrücken soll, aber nur kurz, dann bläst "Fatum" uns den gleichen Wind um die Ohren. Immer noch fühlt man sich in einer Röhre gefangen, obwohl laut Textbeilage nun Freiheit symbolisiert werden soll. Ein blechernes Flattern geleitet in "Aum", das sich Wänden, Türen und Reflektionen widmet. "Instinctus" zuvorletzt ist so eine Art vorläufiges Ende der Reise, ein Reisender dann auch folgerichtig Protagonist. Man hört seine Fußstapfen, während hinter ihm eine Bassgrundierung immer weiter anschwellt, und – fast – eine Melodie erklingt. Der mit Abstand musikalischste und neben "Pulchrum" sicher auch als Zentrum gedachte Abschnitt. "Tucsi" bekräftigt als Deckel der ganzen Angelegenheit dann nochmals die These, dass das Universum von Mechanismen gelenkt wird. Deswegen die maschinellen "Flapp flapp flapp"-Geräusche zum Abschied.

FAZIT: Selbst ELDAR-Freunde müssen sich auf noch mehr Minimalismus einstellen – Marc Merinee tanzt solo den Walzer der Schockstarre und gibt sich mit ASBAAR den Funktionalismen des Lebens hin. Musikalisch gipfelt das in typische Dark-Drone-Klangcollagen, die sich jeder vernünftigen Bewertung entziehen. Die hiermit vergebene Note bezieht sich daher auch nicht direkt auf die akustischen Qualitäten der Platte, sondern eher auf das Konzept und dessen Umsetzung, die man teilweise als zu affektiert wahrnehmen kann. Ansonsten ist der Versuch Merinees, naturalistische Elemente mit seinen Martial Industrial-Wurzeln zu vermengen und daraus einen Gesamtzusammenhang herzustellen, durchaus nicht ganz uninteressant. Aus rein atmosphärischen Gründen wird diese CD in größeren Zyklen mit Sicherheit auch immer mal wieder ihren Weg in den Spieler finden.

Sascha Ganser (Info) (Review 4551x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 6 von 15 Punkten [?]
6 Punkte
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Tracklist:
  • Emanatio
  • Mana
  • Agnosia
  • Signa
  • Pulchrum
  • Lumur
  • Fatum
  • Aum
  • Instinctus
  • Tucsi

Besetzung:

  • Sonstige - Marc Merinee (Alles)

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