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Argos: A Seasonal Affair (Review)

Artist:

Argos

Argos: A Seasonal Affair
Album:

A Seasonal Affair

Medium: CD
Stil:

Retro-Prog zwischen Van der Graaf Generator & Gentle Giant

Label: Progressive Promotion Records
Spieldauer: 62:17
Erschienen: 13.03.2015
Website: [Link]

Bevor wir uns der Musik des neusten ARGOS-Albums zuwenden, sollten wir zuerst einen Blick auf das kunstvoll von Bernd Webler gestaltete Cover zu „A Seasonal Affair“ werfen. Es lädt uns nämlich dazu ein, etwas darüber nachzudenken, was wir unserer Umwelt so alles antun. Im Vordergrund ein See, auf dem eine Möwe landet. Im Hintergrund eine qualmender Schornstein und wohl ein riesiger Kohle-Tagebau sowie ein Himmel, der nur noch wie eine abbröckelnden Putzschicht erscheint und die Sonne dahinter bereits komplett verfinstert. Wenn diejenigen, die aus dem Hause HIPGNOSIS ein ganz bestimmtes Schweine-Cover in ihrem Plattenschrank stehen haben, mal wieder diese LP zur Hand nehmen und, statt sich durch einen schrecklichen „Endless River“ paddeln zu lassen, mit dem „Animals“-Schwein abheben, die werden irgendwann als Möwe auf „A Seasonal Affair“ landen - einen qualmenden Fabrikschornstein inklusive.

Auch ohne einen Ton dieser CD gehört zu haben, wissen wir bereits, dass es uns ARGOS auch auf ihrem vierten Album nicht leicht machen werden und „Atemlos“ garantiert anders als Helene Fischer deuten. Pech, mal wieder keine Chance auf einen Echo vom musikalischen Li-La-Launebär der deutschen Fernsehbespaßung für Kleingeister, die lieber atemlos durch die Nacht rennen, als darüber nachzudenken, dass wir unseren Atem auch auf andere Weise los werden können, nämlich so, wie es uns die konzeptionelle Geschichte hinter „A Seasonal Affair“ erzählt, welche mit den Worten endet: „And when all space has atomised ... Meet me in Stormland!“
Doch bis dahin ist es ein langer musikalischer Weg, der ähnlich bedrückend und düster, aber gleichermaßen auch genauso beeindruckend wie das Cover ist, während gerade direkt vor dem Fenster des Kritikers ein wilder Storm tobt.

Oftmals entsteht beim Hören von „A Seasonal Affair“ der Eindruck, wir hätten uns auf eins der besten PETER HAMMILL-Alben verirrt, egal ob‘s nun „In Camera“ oder „Enter K“ oder „The Silent Corner And The Empty Stage“ heißt. Das liegt in erster Linie natürlich an dem Gesang von ROBERT GOZON, den ich hier unumwunden als den „deutschen PETER HAMMILL“ bezeichnen möchte, dessen Stimme so nah bei dem VAN DER GRAAF GENERATOR-Kopf angekommen ist, dass er locker dessen Platz hinter dem Mikro übernehmen könnte, ohne dass diese Veränderung großartig auffallen würde. „Divergence“ ist das beste Beispiel dafür: „Divergence is not an ultimatum“, aber ultimativ eine Hammill-Referenz!

„Silent Corner“, der dritte Song des umweltzerstörerischen Konzept-Albums, ist dann ein erster echter Höhepunkt auf dem Album, das so unglaublich nah an VAN DER GRAAF GENERATOR - allerdings eine dunkle und ruhigere Variante - ist, dass man ins VDGG-Schwärmen verfällt. Das liegt ganz besonders auch an dem fast hypnotisch anmutendem Saxofon, welches einer der wohl besten deutschen Prog-Größen spielt: MAREK ARNOLD, zugleich auch der Kopf hinter TOXIX SMILE, SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR sowie CYRIL und Mitglied des „Who-Is-Who-“-Pro(g)jects UPF (United Progressive Fraternity). Arnold ist allerdings nicht die einzige Prog-Gast-Größe bei ARGOS. Auch ANDY TILLISON von TANGENT und THILO BAUSS von CIRQLES bzw. SUPERDRAMA greifen intensiv während des gesamten Albums mit in die Tasten.

Nach „Silent Corner“ saust im fließenden Übergang der Song „Silver And Gold“ durch die Lautsprecher-Membranen, der garantiert jeden GENTLE GIANT-Fan glücklich machen wird. So wird wohl jedem Freund von GENTLE GIANT und VAN DER GRAAF GENERATOR nach diesem kunstvoll-komplex gestalteten Titel endgültig klar, dass ARGOS auf ihrem dritten Album nicht nur ihren britischen Vorbildern huldigen, sonder sich spätestens mit „A Seasonal Affair“ mit ihnen auf eine experimentelle Canterbury-Stufe begeben, welche sie allerdings mit mehr Ruhe und Melancholie füllen, um sich von vornherein jeglicher Klon-Vorwürfe zu entziehen.

Witzigerweise streuen ARGOS dann beim Titeltrack, nachdem sie zuvor eine kleine epische Longtrack-Meisterleistung mit „Not In This Picture“ ablieferten, sogar einige GENESIS-Referenzen ein, die sich zwischen „I Know What I Like“ und „Follow Me, Follow You“ bewegen. Dazu gibt‘s natürlich noch eine Flöte zu hören, die einerseits den Song beendet und uns in die mit E-Gitarren-Härte gespickte „Forbidden City“ einlädt, welche uns fünfeinhalb Minuten lange Istrumental-Glückseligkeit bietet, in welcher wiederum die Flöte nicht nur eine wichtige Rolle übernimmt, sondern auch den JETHRO TULL-Teil einleitet. Eine E-Gitarre entlässt uns dann aus der finsteren Vision des „Stormland“, welches uns erwartet, wenn wir nicht endlich auf die Zeichen der Zeit und solche Musik wie von ARGOS hören. Prog hat was zu sagen, selbst wenn das einige Nur-Musik-nicht-Text-Hörer noch immer nicht begreifen wollten. Progressiver Fortschritt sollte garantiert nicht nur für fortschrittliche Musik, sondern auch für fortschrittliche Texte stehen - und genau diesen Weg gehen ARGOS voller Konsequenz!

FAZIT: Ein Album, das sich selbst progressiv bewanderten Zeitgenossen garantiert nicht beim ersten Hören erschließt, sondern von Hördurchgang zu Hördurchgang reift und immer wieder neue, spannende Details offenbart. Die einen genießen in diesem Geschmackssinne vielleicht ihren Wein, die anderen genießen statt über den Mund über ihre Ohren ARGOS‘ „A Seasonal Affair“!

PS: Progressive Sparfüchse sollten statt bei Amazon besser hier suchen: Progressive Promotion Records und wer nicht fündig wird, kann ja gerne hier zuschlagen ;-)

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 5256x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Vanishing
  • Divergence
  • Silent Corner
  • Silver And Gold
  • Not In This Picture
  • I: Tuesday‘s Dead
  • II: The Shadow Over Herne Bay
  • III: TV Seasons
  • IV: Tuesday Returns
  • A Seasonal Affair
  • Forbidden City
  • Stormland
  • Killer - 2015 Version (Bonus Track)
  • Black Cat - 2015 Version (Bonus Track)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Michael Sommerfeld
gepostet am: 03.04.2015

Eine Anmerkung: Der deutsche Peter Hammill heißt Robert Gozon. ;)
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 03.04.2015

Alles klar - vielen Dank für den Hinweis! Wurde umgehend von mir geändert!
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