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Mother’s Cake: Love The Filth (Review)

Artist:

Mother’s Cake

Mother’s Cake: Love The Filth
Album:

Love The Filth

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Psychedelischer Space-Wahnsinn trifft auf progressiven Rock-Zeppelin

Label: Panta R&E / NoisOlution
Spieldauer: 35:04
Erschienen: 05.06.2015
Website: [Link]

Kommt, wir naschen mal am Mutterkuchen!
Schließlich haben wir alle schon daran genascht, auch wenn wir uns garantiert nicht mehr daran erinnern. Dagegen erinnern wir uns bestimmt noch an „Muttis Kuchen“, mit dem wir uns jahrelang gezwungenermaßen oder freiwillig vollgestopft haben, zur Genüge.
Aber dieser Mutterkuchen, den gibt‘s nur einmal und dann nie wieder.
Zumindest glaubten wir das bisher, denn nun dürfen wir mit unseren großen Ohren am musikalischen MOTHER‘S CAKE naschen.
Und der ist ein Genuss!
Vorausgesetzt natürlich, man steht auf psychedelische Musik mit einem vokalen Hang zu LED ZEPPELIN, einem gitarrenähnlichen Hang zu JIMI HENDRIX oder RORY GALLAGHER, einem keyboarderischen Hang zu 70er Mellotron und Orgel der Marke JON LORD sowie einem verrückten Hang zu den RESIDENTS. Ja, das war diese irre Band, die statt einem Kopf ein Auge auf ihrem Hals trugen und den abgefahrensten Musik-Ideen, bei denen sie durchaus auch mal Hitler verarschend zum Tanz aufforderten, was bei vielen humorlosen Moralaposteln, die sich lieber in political correctness unter dem Tisch einen runterholten, statt ihren klebrigen Saft offen in die Gesichter der Kriegstreiber und Waffenverkäufer zu spritzen, nicht sonderlich gut ankam. Moral ist im Falle von MOTHER‘S CAKE eben wenn man trotzdem lacht und so kommt zu ihrem abwechslungsreichen psychedelisch-progressiven Hocherguss - äähhhh, Hochgenuss natürlich - auch ein textlicher, der alles kennt, nur keine Tabus, hinzu!

Fast zärtlich umschmeichelt uns das sechsundzwanzigsekündige, verträumt barjazzige „Interlude“, damit uns mit einem Schlag erst „Love The Filth“ so richtig furztrocken und schmutzig verliebt fühlen lässt, bis uns das dann folgende „Ecstasy“ genau in diese treibt! Eine berauschende Ekstase aus LED ZEPPELIN meets Psychedelic und finster-bedrohliche Klangwände, die sich erheben, bis ein dem Wahnsinn verfallener, wild bretternder und mit unglaublichen Takt-Frequenzen und umso mehr Takt-Gefühl um sich feuernder Schlagzeuger alles um sich herum zum Einsturz bringt. Allein dieser Drummer, der auf „Love The Filth“ schlicht und ergreifend vor nichts halt macht, lässt diesen Musik-Mutterkuchen zum Genuss werden, sodass bereits nach dem ersten Hördurchgang des Albums der Wunsch entsteht, sofort erneut in die musikalische Embryophase einzutreten und genüsslich an MOTHER‘S CAKE zu naschen, bei dem wir nunmehr auch die ersten JON LORDschen Tastenspielereien sowie treibende Electro-Beats, verspielte Fuzz-Elemente und fett wummernde Bässe entdeckt haben.

Man möchte es nicht glauben, aber was sich hier auf unserem Plattenteller bzw. im CD-Player abspielt, kommt nicht von einer abgefahrenen Ami- oder angesagten Britpop-Band, sondern aus dem verschnarchten österreichischen, bereits zweimal olympischen (1964 & 1976), Wintersport-Ort Innsbruck. Die kalte Stadt, aus der solch heiße Musik kommt, ist demnach nicht nur auf den Brettern, die den Schnee bedeuten, sondern auch auf den Brettern, die die Musik-Welt bedeuten, schon mal eine Reise wert.

Darum gleich zum diesbezüglich passenden „Solar Wind“, der als schwer psychedelisches Instrumental daherkommt, geprägt von akustischer Gitarre, verträumten Keys und einem Schlagzeug-Rhythmus, welcher sofort für unweigerliche, nicht zu unterdrückende, rhythmische Zuckungen sorgt.
Fast entspannend, doch was dann folgt, ist nicht mehr ent-, sondern hoch spannend.

In „Gojira“ erleben wir die Wiedergeburt Godzillas (Hing der eigentlich zuvor auch am Mutterkuchen?), samt Urschreien, elektronisch verfremdeten Stimmen, kreischenden Gitarren, beängstigenden BLACK SABBATH-Fantasien und ganz viel „Whole Lotta Love“-Referenzen, die jedem LED ZEPPELIN-Fan Freudentränen in die Augen treiben müssten und die übrigens auch im abschließenden „Insanity“ erneute Beachtung finden. Kein Wunder also, dass genau dieser blutrünstige Bestien-Song „Gojira“ auch für das erste Video zu „Love The Filth ausgewählt wurde.

Mit logischer Konsequenz führt uns nun „Insanity“ - ein wortwörtlich dem besungenen „Wahnsinn“ verfallener 11-Minuten-Song - in den Irrsinn aus anfänglichen Zeppelinen, die über uns schweben, bis sie krachend auf uns niederstürzen, um in HAWKWINDscher Psychedelik aufzugehen, bis wir die „Silver Machine“ besteigen, um uns dann hart rockend immer wieder „Dance the revolution!“ um die Ohren zu feuern, bis wir am Ende wieder einem Weltuntergangs-Szenario aus fetten Gitarren und ballernden Schlagzeugeinlagen ausgesetzt werden, die einen regelrecht abschießen, damit sie uns auf dem Friedhof der zarten Elektronik-&-Fuzz-Gitarren-Kuscheltiere mit akustischem Bass begraben dürfen. Auf diese Weise macht sogar das Sterben Spaß, vorausgesetzt, man ist „Insanity“ genug dafür.

FAZIT: Achtung! Achtung! Der Zeppelin fliegt wieder durch die musikalischen Stürme aus Psyche, Space und Prog voller bissiger Botschaften und bereits in den windigen Höhen, wo sich unsere ehemaligen Legenden in den 60ern und 70ern tummelten.

PS: Auch wenn die LP/CD offiziell erst am 5. Juni 2015 erscheint, besteht bereits bei den Konzerten von MOTHER‘S CAKE die Möglichkeit, sich dort das Album pressfrisch abzufassen - also so gesehen am Mutterkuchen noch vor der eigentlichen Geburt zu naschen. Welch Glück, dass MOTHER‘S CAKE gerade mit ihrer Konzerttournee in Deutschland beginnen, wozu ihr die genauen Termine und ein weiteres Video unter unseren News finden könnt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3946x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Interlude
  • Love The Filth
  • Ecstasy
  • Void
  • Solar Wind
  • Gojira
  • Insanity

Besetzung:

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