Wenn JAIMI FAULKNER seine melodramatische, etwas raue in Richtung Reibeisen klingende Stimme erhebt, dann ist die große, melancholische Traumzeit angesagt.
Die ruhigen Töne lullen einen dabei mitunter etwas ein, man hat irgendwie ein beklemmendes Gefühl, während man Faulkners Liedern lauscht und möchte ihn fast trösten. Dabei ist es doch gerade sein Gesang, der am Ende eben doch sehr tröstlich klingt.

Natürlich drehen sich die Songs nicht um die Sonnenseiten des Lebens, sondern um zerbrochene Beziehungen und die ewigen Missverständnisse der Zwei- und Mehrsamkeit, bei denen man noch immer nach Lösungen sucht, diese aber einfach nicht zu finden scheint – und man letzen Endes als übel Betrogener vor den in „Behind Closed Doors“ (ein Song voller Country-Appeal) besungenen verschlossenen Türen steht und sich fragt, was seinem Gegenüber das Recht geben konnte, einen so sehr zu verletzten.

Ein paar fragile Instrumentals umrahmen zudem die Songs und geben einem nach den traurigen Themen einen kurzen Moment zum Durchatmen, bis einen eine weitere traurige Anekdote aus der zerstörten Beziehung erwartet, die wohl nur noch darauf hinausläuft, wie man das Sorgerecht für die Kinder verteilt.
Da ist es fast logisch, dass der letzte gesungene Song – bis wir mit dem Instrumental „Half Of It (Reprise)“ aus dem Album verabschiedet werden – den Titel „Sad Song“ trägt. Traurige Lieder sind das Programm hinter „Half Of It“. So gesehen bis zum bitteren Ende: „But I'm done with all the hurting / And all my tears I've cried / I've been trying to write a sad song in my mind“.

Faulkner selber ist klar und deutlich im Umgang mit seinem aktuellen Album, das er sogar als ein „Konzeptalbum von Anfang bis Ende“ bezeichnet, in dem „die Themen Schmerz, Verlust und Trauer vertont und in eindringliche Texte verpackt“ werden.
Musikalisch gratwandelt der Singer/Songwriter hierbei zwischen Folk, Americana, Blues und etwas Soul sowie zerbrechlich wirkenden kurzen Instrumentalstücken.
Am Ende sind die Fäden aus Liebe und Glück durchschnitten und es bleibt nur noch ein trauriges Gefühl, das Faulkner zutiefst emotional auf „Half Of It“ vertont.

FAZIT: JAIMI FAULKNER bleibt sich und seiner 'Trauerkloß'-Stimmung der besonderen Art treu. Auch auf „Half Of It“ besingt er mit seiner beeindruckenden, etwas rauen und oft tieftraurigen Stimme die Momente der Verzweiflung. Bereits zu seinem bereits acht Jahre zurückliegenden Album „Back Road“ stellten wir fest: „Kein Album für gutgläubig, lauthals Betende, sondern für nachdenkliche, offenohrig Hörende.“ Gleiches gilt für „Hate Of It“, das sich besonders als Vinyl-Ausgabe durch einen warmen, der Grundstimmung bestens angepassten, Klang und eine mit allen Texten bedruckte LP-Innenhülle auszeichnet. Für traurige Genießer, die nie die Hoffnung verlieren – oder um es mit Faulkners Worten auszudrücken: „'Half Of It' ist der perfekte Begleiter für jeden, der sich von einem geliebten Menschen verabschieden muss. Es ist bei weitem nicht das verletzlichste Album von mir, aber ein sehr karthatisches.“