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Dishumanized: The Maze Of Solitude (Review)

Artist:

Dishumanized

Dishumanized: The Maze Of Solitude
Album:

The Maze Of Solitude

Medium: CD/Download
Stil:

Experimental Thrash Metal

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 42:20
Erschienen: 18.11.2023
Website: -

Multiinstrumentalisten und Solo-Künstler sind im extremen Musiksektor ein eigenwillig Völkchen. Entweder verantworten sie mystisch verklärten, mithin rumpeligen Nischen-Black-Metal, für den in erster Linie sie allein Verständnis aufbringen, oder sie leben ihre überbordende, grenzensprengende Kreativität aus, indem sie in allen möglichen Genres wildern und diese synästhetisch zu einer neuen Mixtur zusammenzubringen suchen.

Wenn die Band-Bio davon spricht, dass sich die Ein-Mann-Veranstaltung DISHUMANIZED am Thrash Metal orientiert, jedoch vor anderweitigen Einflüssen Marke IRON MAIDEN, PINK FLOYD und RAMMSTEIN (!) keinen Halt macht, dann weiß man, welcher Gruppe von Einzelgängern sich der Österreicher Harald Berger, seines Zeichens kreativer Kopf und Alleinherrscher dieses Projektes, zugehörig fühlen könnte.

Zunächst einmal möchte Berger sein kreatives Schaffen als vertonte Gesellschaftskritik verstehen. „Dishumanized“, also „entmenschlicht“, sind nämlich alle, die Sklaven neuer Technologien, etwa der Smartphones, geworden sind und fortan als „Smombies“ durch die Welt laufen. Nicht nur mit der sozialkritischen Positionierung, sondern ebenso der musikalischen Ausrichtung ist Berger in der Thrash-Metal-Szene natürlich gut aufgehoben. Brachiale Riff-Attacken aus den Anfangstagen des Genres sind denn auch über das ganze Album verteilt. Schon die Tatsache, dass die Spannbreite zwischen dem kürzesten und dem längsten Track nahezu zehn Minuten beträgt, lässt jedoch vermuten: für diese musikalische Vision ist das traditionelle Korsett offenbar viel zu eng.

Und so kommt es eben vor, dass der klassische Dreschflegel mit düsteren Black-Metal-Vibes („Frenetic Lunacy“), exotischen Didgeridoo-Einlagen („Heirs To The Unrestrained“) oder spanischen Gitarren („IndoctriNation“) angereichert wird. Der im Unterschied zu sonst dominante cleane Gesang von letztgenanntem Lied erinnert außerdem ein wenig an das „Sound Of Silence“-Cover der amerikanischen Prog-Metal-Heroen NEVERMORE. Nicht die schlechteste Referenz. Und ja, mit ein bisschen Vorstellungskraft könnte in der Solo-Partie von „The Puppeteer“ überdies ein IRON-MAIDEN-Einfluss durchschimmern.

Zuletzt müssen wir noch über den Rausschmeißer „Paradoxon der neuen Welt“ sprechen. Nicht nur ragt er mit seinen elfeinhalb Minuten über die durchschnittliche Länge der restlichen Lieder deutlich hinaus, er ist zudem der einzige Song, der in Deutsch getextet wurde. RAMMSTEIN ante portas? Vielleicht. Vielleicht erkennt aber auch der eine oder andere, der Anfang der 2000er das „Her von welken Nächten“-Album gehört hat, Bergers österreichische Landsmänner DORNENREICH wieder, insbesondere im gemächlichen, pianobegleiteten Auftakt des Longtracks .

FAZIT: Der Versuch, das thrashige Grundgerüst durch stilfremde Mittel auszuweiten, ist leider nicht ganz das, was die Amerikaner von REVOCATION auf „Chaos Of Forms“ mit wilder, progressiver Kühnheit ihrerzeit umgesetzt haben. Ironischerweise begeistern auf Bergers Einstand „The Maze Of Solitude“ vor allen Dingen wieder die klassischen Elemente: An der Solo-Gitarre ist er nämlich ein wahrer Qualitätslieferant. Gleichwohl dem instrumentalen Alleskönner das kreative Potenzial angedichtet wurde, aus der Synästhesie der Musikstile etwas Neues erschaffen zu können – bei DISHUMANIZED bleibt das Klangerzeugnis, eventuell mit Ausnahme vom letzten Song, eben Thrash Metal, der am Ende das Feld nicht verlässt, sondern lediglich neue Grenzen auslotet. Aber das ist ja schon mal was.

Tim Rahrbach (Info) (Review 656x gelesen, veröffentlicht am )

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9 Punkte
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Tracklist:
  • The Maze Of Solitude (7:12)
  • Frenetic Lunacy (4:28)
  • The Puppeteer (3:10)
  • Heirs To The Unrestrained (5:33)
  • Circle of Surveillance (1:52)
  • IndoctriNation (4:21)
  • The Tale Of The Vitreous Man (4:16)
  • Paradoxon der neuen Welt (11:28)

Besetzung:

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