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Portishead: Roseland NYC Live (Review)

Artist:

Portishead

Portishead: Roseland NYC Live
Album:

Roseland NYC Live

Medium: CD/Download/Do-LP/Deluxe/Limitiert/farbig
Stil:

Avantgarde, Electronica, Dub, Hip Hop, Breakbeat, Soul, Jazz

Label: Universal Music
Spieldauer: 70:32
Erschienen: 26.04.2024
Website: [Link]

30 Jahre liegt nunmehr von PORTISHEAD die erste LP „Dummy“ zurück, welche die Dub-Szene dermaßen durchrüttelte, dass man sich gar bemüßigt sah, diesem verspielten, aber insgesamt ruhigen (mitunter aber fast postrockig steigernden) Musik-Stil aus Avantgarde, Electronica, Dub, Hip Hop, Breakbeat, Soul, Jazz ein neues Genre überzuverhelfen. So gelten PORTISHEAD bis heute als die federführenden Pioniere des Trip-Hop, wenn nicht gar als deren Erfinder mit ihrem „Dummy“-Album, das definitiv in jede halbwegs gepflegte Plattensammlung gehört. Jene sphärische-experimentelle Mischung voller Samples und ganz besonders diese weibliche Stimme einer BETH GIBBONS setzte Maßstäbe und forderte vorerst jeden Hörer heraus. Hier ging's nicht mehr nur ums Tanzen, sondern ums Schweben und Abheben mit Hilfe (atmo)sphärischer Musik, die wie nicht von dieser Welt klang.

'Innovation' ist das große Musik-Schlüsselwort hinter der unglaublichen PORTISHEAD-Mixtur aus Breakbeat, Hip Hop, Dub, Jazz, Soul, Singer/Songwriter, Dark Wave sowie Unmengen von aufgeschichteten Electronica, die dann im Falle ihres ersten und einzigen Live-Albums Roseland NYC Live“, das es nun als Doppel-LP mit so einigen Überraschungen neu auf rotem Vinyl aufgelegt zu erstehen gibt, noch ihre zusätzliche Vollendung in der der Erweiterung hin zur orchestralen Klassik und souligen Bläsern findet. Noch dazu geht’s bei diesem – einem der besten Live-Alben aller Zeiten – zusätzlich mit dem NEW YORKER SYMPHONIEORCHESTER sowie einer breiten Bläserfraktion zur ungewöhnlichen Musiksache, die viele bestimmt sprachlos hinterlässt.


PORTISHEAD benannten sich bei ihrer Gründung im Jahr 1991 nach einer kleinen Stadt im nahegelegenen Bristol, von der aus sie tatsächlich die ganze Welt erbobern sollten – erst mit „Dummy“ und dann mit der Fortsetzung, dem zweiten Album, schlicht 'Portishead' benannt, das drei Jahre später sogar noch düsterer als das „Dummy“-Debüt wirkte.

Knapp die Hälfte der Songs des „Dummy“-Albums (insgesamt sechs) begegnen uns auf dieser klassisch wie Trip-Hop-sphärisch ausgerichteten Live-Sensation, die sicher den einen oder anderen Hörer herausfordern könnte, da sie einerseits immer extrem fragil klingt, wenn BETH GIBBONs Stimme Raum ergreift, aber andererseits absolut bombastisch ausufert, wenn Band und Orchester sowie Bläser gemeinsam in unendliche Höhen, auch der härteren Art, abheben.


Von dem noch düstereren „Portishead“ sind sogar acht Songs auf der Doppel-LP enthalten, was auch damit zusammenhängt, dass speziell für dieses Remaster zum 25. Geburtstag der Live-Ausgabe zusätzlich drei Titel am Ende (also auf der LP-D-Seite) hinzugefügt wurden, sodass die neu gemasterte Version mit „Undenied“ und „Numb“ aus dem für diese Aufnahmen gedrehten Konzertfilm sowie die komplette Version von „Western Eyes“, die bisher nur im Abspann des Films zu hören war, eine erweiterte Titelliste enthält.

Auch die Songs „Sour Times“ und „Roads“ sind nunmehr in den Originalversionen vom Auftritt in Roseland zu hören, während sie auf dem ursprünglichen Album nur durch Aufnahmen von anderen Konzerten ersetzt worden waren.


PORTISHEAD sind und bleiben genau das, was sie in diesem Falle auf dem ersten Song der LP-B-Seite besingen: „Mysterons“. Sie wirken eben irgendwie wie die darin besungenen Aliens aus einer anderen Welt, die so geisterhaft und unheimlich wie die Musik der Band aus Bristol sind und sich in der Film-Serie aus den 60er-Jahren ihrem Umfeld durch verzerrte Stimmen aus TV und Radio mitteilen.
Beobachtet man die Musiker bei dem „Roseland NYC Live“-Konzert, wirken sie auf der Bühne ähnlich weltfremd und völlig in ihrer Musik sowie der des Symphonie-Orchesters und der Bläsersektion verloren, wobei sie ein völlig eigenes Universum erschaffen.


Wohingegen ein (ebenfalls auf dieser Geburtstagsausgabe neuer) Song wie „Numb“ schon damals so mörderisch wirkte, dass er im Rahmen der 'Polizeiruf 110'-Serie bei „Bei Klingelzeichen Mord“ sogar als Abspann zu hören war.
Ob mörderisch oder sphärisch, verträumt oder bedrohlich – PORTISHEAD sind definitiv einzigartig und besonders durch ihre Sängerin unvergleichlich, selbst wenn einem gerne von der Wirkung her solche Größen wie MASSIVE ATTACK und BJÖRK in den Sinn kommen dürfen, obwohl PORTISHEAD trotzdem in ihrer ganz eigenen Liga spielen.


FAZIT: Es ist ein Wunderwerk der Live-Musik, dieses Album: Ursprünglich 1997 im Roseland Ballroom in New York mit einem 28-köpfigen Orchester sowie mehreren Bläsern aufgenommen, entfaltet sich „Roseland NYC Live" als eine symphonische Version des Trip Hop zu unglaublicher Größe. Zur Aufführung kommen hierbei ausschließlich Titel aus ihrem längst legendär geltenden Debütalbum "Dummy" (sechs Songs), das mit dem Mercury Award ausgezeichnet wurde, sowie Titel aus ihrem selbstbetitelten, drei Jahre später erschienenem zweiten Album (acht Songs). Das Doppel-Vinyl der vierteljahrhundrigen gemasteren Geburtstagsausgabe ist zudem so blutrot wie das Blut, welches garantiert beim Hören von „Roseland NYC Live“ in Wallung gerät. Was sich außerdem noch fortsetzt, wenn man in der Doppel-LP ein Riesenposter (das originale Konzertplakat) und einen VIP-Pass aus der Konzert-Zeit dieser faszinierenden PORTISHEAD-Ära entdeckt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 711x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (15:41):
  • Humming (6:37)
  • Cowboys (5:02)
  • All Mine (4:02)
  • Seite B (19:29):
  • Mysterons (5:44)
  • Only You (5:20)
  • Half Day Closing (4:12)
  • Over (4:13)
  • Seite C (16:48):
  • Glory Box (5:37)
  • Sour Times (5:21)
  • Roads (5:50)
  • Seite D (18:35):
  • Strangers (5:20)
  • Undenied (4:32)
  • Numb (4:35)
  • Western Eyes (4:08)

Besetzung:

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