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The Pineapple Thief: What We Have Sown (Review)

Artist:

The Pineapple Thief

The Pineapple Thief: What We Have Sown
Album:

What We Have Sown

Medium: CD
Stil:

New Artrock / Progressive Rock

Label: Cyclops / Just For Kicks
Spieldauer: 57:21
Erschienen: 2007
Website: [Link]

Willkommen bei der eigentlichen Wahl zum Prog-Album des Jahres 2007.

Eigentlich stand der Anwärter für diesen Titel bei mir schon fest!

Eigentlich!

Eigentlich war es „Insect“ von CARPTREE! Eigentlich!

Doch dann kam alles uneigentlich völlig anders.

Wer das Böse „sown“ (sät), wird den Wind ernten – und wer die Frage aufwirft „What We Have Sown?“, wird sich sogar gegen „Insekten“ durchsetzen, die musikalischen Prog-Rock-Treppchen des Jahres 2007 bis nach ganz oben klettern sowie Stachelschweine und Karpfen an ihren Bäumen hinter sich lassen, um mit einer geklauten Ananas, unglaublich aber wahr, noch über ihnen zu thronen.

PINEAPPLE THIEF haben das schier Unglaubliche vollbracht. Sie haben ein Album, welches (wie man im www. lesen kann) eigentlich nur so eine Art Lückenfüller sein sollte, geschaffen, das nach all dem Mittelmaß aus den Häusern SPOCK´S BEARD, FLOWER KINGS und PORCUPINE TREE die progressive Zeitrechnung der Gegenwart gehörig auf Vordermann bringt. Vergesst das Althergebrachte der sich ständig wiederholenden oder nicht mehr an vergangene Zeiten heranreichenden Bands und lasst euch gefangen nehmen von einer Band, die zwar geklaute Ananas feilbietet, uns aber garantiert nicht eine einzige Sekunde unserer Zeit beim Hören von „What We Have Sown“ stiehlt.

BRUCE SOORD, der Kopf hinter PT (Ob das Absicht war, die gleichen Anfangsbuchstaben einer ganz ähnlich ausgerichteten Prog-Kult-Band, die zugleich noch viele Ähnlichkeiten mit PT ;-) aufweist, zu verwenden?), hat auf dem nunmehr 6. Album von PINEAPPLE THIEF neuerdings nicht nur ein THE hinzugefügt, sondern der Musik auch einen außergewöhnlichen Charakter verliehen, der neben typisch angloamerikanischen auch eine gehörige Portion von skandinavischen Eigenschaften aufweist.

Mit „All You Need To Know“ beginnt das Album ziemlich unspektakulär und macht dort weiter, wo es mit seinem Vorgänger „Little Man“ aufgehört hatte – der Verbindung von gefühlten PORCUPINE TREE oder TIMOTHY PURE mit eingängigen Melodien. Aber der Titel verheißt uns auch ein Instrument, welches uns das ganze Album über begleiten und manchmal sogar sehr überraschend in den Momenten auftauchen wird, wo man es gar nicht erwartet: die akustische Gitarre.

Streicher leiten dann „Well I Think That´s What You Said“ ein. Und wer genau hinhört, erkennt auch ein sich ständig wiederholendes Luftholen, so, als wollte man sprechen bzw. singen, wagt es sich aber nicht. Ist das überhaupt ein Wunder, wenn man sich den Titel anschaut? Endlich wird aus dem Luftholen ein Aufatmen und der Gesang beginnt. Und ich frage mich die ganze Zeit, woran erinnert mich das? Es liegt mir auf der Zunge, doch mein manchmal durch das Radio so gepeinigter Kopf will nicht auf die richtige Antwort kommen – doch plötzlich fällt der Vorhang und ich sehe THOM YORKE von RADIOHEAD vor mir. Währenddessen nimmt der Titel Fahrt auf und gewinnt an Bombast und Tempo, um dann in seltsam schnarrenden und experimentellen Klängen sein Ende zu finden - ein Ende, nein kein Ende, denn sofort geht es in die wundervollen Klangwelten tierischer PT-Bäume über. Doch wer nun glaubt, auch der Rest des Albums wird in ähnlicher Manier weitergehen, der wird mit „West Winds“ aus seinen New-Artrock-Träumen gerissen und in die raue Realität des Post Rock a´la GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR oder OSTINATO geblasen.

Erneuter Stimmungswechsel! „Deep Blue World“ zeichnet einerseits eine akustische „Animals“-Gitarre, die alle Schweine der Welt fliegen lassen könnte, und andererseits die skandinavische Atmosphäre von SIGUR RÒS aus, die sich von Streichern getragen in unendliche Höhen erhebt. So kündigt die tiefblaue Welt die Prog-Post-Art-Alternative-Psychedelic-Dark-Neo-Rock-Wolken an, in die sich der folgende, fast 30-minütige epische Monster-Titel erheben wird, um sein progressives Donnerwetter in den Ohren der geplätteten Hörer zu entladen. Mit dem Titeltrack schießen PINEAPPLE THIEF den Vogel Prog ab oder erhängen das Stachelschwein am Baum. Schon der Beginn mit deutlichen PINK FLOYD-Referenzen, eine gewagte Mischung aus „Echoes“ und „Welcome To The Machine“, eröffnet völlig neue Wege am Horizont dieser britischen Band, der man solche Musik definitiv nicht zugetraut hätte. Es ist komisch, aber doch keine Spinnerei … denn irgendwann, wenn ich voll steigender Spannung diesem Titel lausche, schleicht sich bei mir das wundervolle Gefühl ein, dass ich gerade Musik höre, die ich mir genau in dieser Art von Pink Floyd gewünscht hätte – als Missing Link einer Ära, die zwischen SYD BARRETTS Abgang und der Entwicklung von PINK FLOYD zur Stadion-Band liegt.

FAZIT: „Liebe ANANAS-DIEBE – ihr fragt, was für eine Saat ihr ausgelegt habt? Die Antwort ist doch ganz einfach: einen progressiven Baum, der ähnlich wie ‚The Light´ von SPOCK´S BEARD oder ‚Stardust We Are´ von den FLOWER KINGS seine Kronen bis in den Himmel der Legenden reichen lässt, ohne hoffentlich in falsch verstandenem Gotteswahn zu verschwinden. Ein unglaubliches Meisterwerk, das ich von vielen erwartet hätte, aber nicht von dieser Band. Danke! Das Album des Jahres 2007!“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7410x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • All You Need To Know
  • Well I Think That´s What You Said
  • Take Me With You
  • West Winds
  • Deep Blue World
  • What Have You Sown?

Besetzung:

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