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Anima Mundi: Insomnia (Review)

Artist:

Anima Mundi

Anima Mundi: Insomnia
Album:

Insomnia

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Progressive Promotion Records
Spieldauer: 58:07
Erschienen: 10.10.2018
Website: [Link]

Nachdem sie uns bei ihrem letzten Album vom Cover her noch die geöffnete Hand reichten, zeigen sie uns nun die Faust … und hoffentlich beim bereits angekündigten nächsten Album nicht den Stinkefinger – die ambitionierten kubanischen Prog-Rocker ANIMA MUNDI, bei deren Musik und Konzept eine atmosphärische Nähe zu PINK FLOYD unleugbar ist, legen mit Insomnia ein gelungenes Konzept-Album vor, das nicht nur vom großartigen Sound her zu überzeugen weiß, sondern auch vom Mut, andere, deutlich experimentellere Wege als auf den vorherigen Alben einzuschlagen.

In einem Interview mit dem Empire (5/2018) berichtet der Kopf hinter ANIMA MUNDI, Robert Diaz, recht stolz darüber, dass diese neue musikalische Ausrichtung nicht nur konsequent war, sondern auch fortgesetzt werden wird, wobei er von „avantgardistisch und visionär“ spricht: „Einige Kompositionen sind von verschiedenen Jazz-Methoden (Modal, Fusion, Cool) beeinflusst, andere auch von elektro-akustischer Musik, Space-Rock, Trip-Hop, Industrial, Metal, Symphonic, Trance usw.“

So sprudelt „Insomnia“ tatsächlich vor jeder Menge Einflüssen über, bei denen gerade die Trompete und das Saxofon echte Jazz-Punkte setzen und der mitunter bombastisch-symphonischen Klangwelt kleine Inseln akustischer Verträumtheit entgegensetzen.
Verträumtheit ist überhaupt ein gutes Stichwort, denn schließlich geht es in „Insomnia“ ja um Schlaflosigkeit, ein Problem, das viele Menschen in unserem digitalen Zeitalter quält. Im Falle des Album-Konzepts steht diese „Krankheit“ dafür, dass wir uns immer mehr von unseren sozialen und moralischen Grundlagen verabschieden, die eigene Identität verlieren und damit unser eigenes Ich im Interesse moderner Medien, Politik und Wirtschaft aufgeben. Die Schrecken solchen Verhaltens spiegeln sich dann in dieser symbolisch verstandenen, dauerhaften Schlaflosigkeit wider.

Vieles auf „Insomnia“ klingt daher beängstigend und bedrohlich, ein wenig so, wie es eine ROGER WATERS in „The Wall“ und „The Final Cut“ umzusetzen versuchte. Doch ANIMA MUNDI gehen noch einen Schritt weiter, verlassen immer wieder typische Prog-Rock-Strukturen und experimentieren dafür mit Jazz und Sound-Collagen, variieren im Gesang und lassen immer wieder mal das raushängen, was einem an den letzten Alben eines STEVEN WILSON fehlt – den Mut sich vom Wohlklang zugunsten des Experiments zu entfernen. Wilson entschied sich leider für den genau umgekehrten Weg. Klangtechnisch aber ist „Insomnia“ jedem Album des PORCUPINE TREE-Soundtüftlers ebenbürtig.

Besonders bewegend ist der Abschluss des Albums, der aus einem sehr traurigen Anlass entstand und nachträglich als letzter Song „Insomnia“ beigefügt wurde. Während der Fertigstellung des im Grunde so schon sehr bedrückenden Albums erfuhr die Band von der schweren Krankheit einer sehr guten Freundin und zugleich größten Fans – Heidi Burgs. Wie sie diese Krankheit und das Loslassen empfand, verewigte sie in einem Text, den sie Diaz überließ. Dann starb sie und Diaz nahm den Text zum Anlass, ihn fortzuschreiben und als großes, melancholisches Finale auf „Insomnia“ zu setzen. Auch das Album wurde Heidi Burgs gewidmet: „The album is dedicated to our beloved friend Heidi Burgs who made this world a better place.“

FAZIT: Mit auf dem Cover zur Faust geballten Hand gehen die kubanischen Prog-Rocker ANIMA MUNDI auf „Insomnia“ neue progressive Wege, die nicht mehr so melodieorientiert, dafür aber experimenteller und extrem abwechslungsreich sind und noch dazu ausgiebig mit Saxofon und Trompete jazzige Aspekte einbringen. Eine kluge Entscheidung, denn mit diesem Album präsentieren die Brasilianer ihr bestes Album in ihrer über 20-jährigen Bandgeschichte!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3512x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Citadel
  • *Act I – Confidential
  • **Act II – Scenery
  • ***Act III – Broken
  • Nine Swans
  • Electric Credo
  • The Hunter
  • Insomnia
  • Electric Dreams
  • The Wheel Of Days
  • New Tribe‘s Totem
  • Her Song

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Robert
gepostet am: 15.12.2018

User-Wertung:
13 Punkte

Ich habe die Band mit den beiden Alben entdeckt, wo Carlos Sosa gesungen hat, die sind immer noch stark. Die beiden Alben danach fand ich eher enttäuschend, nicht nur das die jeweiligen Sänger nicht mehr an Sosa heranreichten, auch kompositorisch gab es Durchhänger, besonders auf The Lamplighter. Die neue CD ist wieder wesentlich stärker, der Sänger passt zur neuen Ausrichtung, alles wirkt in sich geschlossener. Musikalisch hat es mit dem Kessel Buntes von früher aber wenig zu tun, doch eher düsterer und bedrohlicher...bei dem Konzept auch die logische Konsequenz
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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