Bock auf eine weitere Scheibe Post-/Garage-Punk, diesmal aus dem Vereinigten Königreich, genauer gesagt aus Leicester?
Dieses Genre scheint ja gerade wieder mächtig im Aufwind zu sein, aber das Gute an dieser Musik - es gibt viele Vertreter dieser Spielart, die ihren Songs einen eigenen Stempel aufdrücken. So auch JOOLS, die ihrem Erstling „Violent Delights“ eine gehörige Portion EMO, Rock, Dance und polterndem Heavy-Rock beimischen.

Beispielsweise in „Limerence“, in dem mächtig abgerockt wird und die eher entspannten Strophen-Passagen mit gesprochen weiblichen Vocals dann mit männlicher Vocal-Unterstützung in einem Hüpf-Refrain eskalieren, der jeden Festivalboden in eine Staubwolke verwandelt (wenn es nicht gerade regnet). DOG EAT DOG hätten hier auch eindeutig ihren Spaß. Oder THE PRODIGY, wenn sich wie in „The Cardinal“ die gesprochene Strophe (diesmal männlich) zu Trip-Hop Grooves erneut in einem krachenden Abrock-Chorus entlädt.

Es geht aber auch mal mehr Indie-poppig mit schmeichelnden Gitarren, die über einem dröhnenden Sub-Bass ihre Melodien entfalten dürfen, bis es dann im Refrain abermals kein Halten gibt und dieser von einem breiten Soundteppich auf das nächste Level gehoben wird. In „97%“ dürfen die Gitarren dann zu stampfenden Beats melodiös weiter den Ton angeben, bevor sie in „Dunoon“ von einem fuzzigen Bass abgelöst werden. Und wer auf viel Melodie im Refrain steht, der ist bei „Guts“ besten aufgehoben, dem auch eine gehörige Portion Heavy-Gitarrenrock beigemischt wurde.

Und einen Großteil der Spannung erzeugt das Wechselspiel zwischen den weiblichen und männlichen Vocals, die beide den punkig-dreckigen Sprechgesang perfekt beherrschen, sich gekonnt die Bälle zuspielen und stets wissen, wann sie sich ablösen, ergänzen und doppeln müssen. So gut, dass man die Stimmen manchmal gar nicht auseinanderhalten kann. (Wer es mal testen mag, höre in den Albumtiteltrack „Violent Delights“ rein und versucht hier männliche und weibliche Vocals auseinander zu halten.) Und immer wieder entladen sich die Songs in ihren epischen und bombastischen Refrains, die eine eigene Atmosphäre schaffen, der man sich nur schwer entziehen kann.

FAZIT: Mit ihrem Debüt "Violent Delights“ gelingt es JOOLS unterschiedliche Post-Punk und Rock-Spielarten zu ihrem eigenen Stil zu verwursten, der eindeutige eine eigene Handschrift hat: Eher ruhige gesprochene Refrains, die sich langsam steigern und in tanz- und rock-wütigen Refrains eskalieren. So gut, dass man bei jedem Song gespannt auf die nächste Refrain-Eruption wartet, um wieder headbangend abzurocken zu können. Und mit diesem Sound sind JOOLS live mit Sicherheit auch ein Brett.